Als sich Lucy Lüring im September vergangenen Jahres beim Hausarzt vorstellte, klagte sie über zunehmend starke Atembeschwerden, die ihr sogar das Sprechen erschwerten: „Bei der geringsten Belastung ging mir die Luft aus. Ich konnte keinen Satz zu Ende sprechen“, erzählt die Patientin. Vor gut einem Jahr fing die Kurzatmigkeit an und hat sich über die Monate verschlechtert.
In der St. Barbara-Klinik wurde Frau Lüring vom Chefarzt der Kardiologie und Inneren Medizin, Dr. Jan Börgel, und seinem Team untersucht. „Die Ursache war eine hochgradig undichte Mitralklappe“, berichtet der Chefarzt. Die Mitralklappe ist die große Herzklappe zwischen Vorhof und Kammer des linken Herzens. Sie funktioniert wie ein Ventil. Bei einem Ventildefekt kommt es in der Auswurfphase der Herzkammer zu einem Blutrückstrom und -stau in den Vorhof und in die Lunge. Die PatientInnen leiden unter Kurzatmigkeit bei Belastung bis hin zur Luftnot in Ruhe, zum Beispiel beim Reden - wie bei Frau Lüring.
Die Mitraclip-Implantation ist ein katheterbasiertes Verfahren zur Sanierung von schweren Ventil-Fehlfunktionen der Mitralklappe des Herzens. Dabei werden die „undichten“ Klappensegel minimalinvasiv mithilfe einer ca. 15 mm großen Klammer erst gefasst und dann zusammengezogen. Dadurch verbessert sich die Ventilfunktion und die Kurzatmigkeit verbessert sich.
Im Vergleich zu Patienten, die noch vor zehn Jahren ähnliche Beschwerden hatten, bedarf es heute weder einer offenen Operation am Herzen, noch eines anschließenden mehrwöchigen Krankenhausaufenthalts mit anschließendem Besuch einer Reha-Klinik. „Mit einer derartigen Implantation, die in etwa 1-2 Stunden dauert, kann die Entlassung bereits nach wenigen Tagen erfolgen: ein Routineeingriff.“ erklärt der leitende Oberarzt und Leiter des Mitraclip-Programmes, Dominik Voss. Eine Mitraclip-Implantation kann nur an Kliniken mit bestimmten Anforderungen und einer Qualitätssicherung angewendet werden, die in der Heessener Kardiologie alle erfüllt sind.
Lüring ist die erste Patientin in Hamm, die von diesem Eingriff Anfang Dezember profitieren konnte. Angst vor dem Eingriff hatte sie nicht. Die Hoffnung, bald wieder mit den sieben Enkelkindern Gesellschaftsspiele zu spielen oder der Leidenschaft der Gartenarbeit nachzugehen war größer. „Mein Mann und ich wurden von Dr. Börgel sehr gut über den neuen Eingriff informiert und wir hatten zu keiner Zeit ein schlechtes Gefühl – ganz im Gegenteil“, berichtet die Patientin und fügt erfreut hinzu „Ich möchte mich bei dem gesamten Team bedanken. Ich bin heute frischer, kann wieder kochen – bevorzugt spanisch – und die Zeit mit meiner Familie genießen und das schon direkt spürbar nach dem Eingriff.“
Auch die Nachuntersuchungen der Patientin stimmen ihren behandelnden Arzt optimistisch, die Klappenundichtigkeit ist nicht mehr vorhanden und ihr Herz hat eine gute Pumpkraft. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit auf Eingriffe solcher Art, ist das gesamte Team, welches aus 14 Personen unterschiedlichster Berufsgruppen – von der Pflege über die Anästhesie bis zu den Operateuren – stammt, sehr zufrieden über den Verlauf. „Wir sind stolz, die ersten invasiven Herzklappeneingriffe in Hamm so erfolgreich durchgeführt zu haben,“ erklärt Dr. Börgel nach dem Eingriff und fügt hinzu „Eine solche professionelle Leistung ist nur dem gesamten Team zu verdanken.“ Seit dem Ersteingriff konnten bereits heute sechs weitere Mitraclips implantiert werden.