Montag, 02.12.2024

„Hier wird sektorenübergreifende Notfallversorgung gelebt“

35. Portalpraxis in Westfalen-Lippe hat ihren Betrieb aufgenommen

Die 35. Portalpraxis in Westfalen-Lippe ist die richtige Anlaufstelle nicht nur für Notfälle, sondern auch für akute gedsundheitliche Beschwerden, die außerhlab der Öffnungszeiten der Haus- und Facharztpraxen auftragen; (von links) Peter Potysch (Geschäftsführer St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen), Sandra Kroes (Medizinische Fachangestellte KWVL), Dr. Dirk Spelmeyer (KVWL-Vorstandsvorsitzender), Dr. Ulrich Tappe (KVWL-Notfalldienstbeauftragter), Gabriele Sträter (KVWL-Notfalldienst-Koordinatorin), Dr. Friederike Haermeyer (Leitende Ärztin Notaufnahme St. Barbara-Klinik)

Notaufnahme plus Notfalldienst gleich doppelter Nutzen: KVWL-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Spelmeyer besucht die neue Portalpraxis mit gemeinsamem Anmeldetresen von Niedergelassenen und St.-Barbara-Klinik in Hamm.

Dortmund/Hamm, 02.12.2024. – Während die geplante Notfallreform auf Bundesebene durch das Ampel-Aus vorerst auf Eis liegt, drückt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bei der Ausgestaltung einer zukunftsgerechten Notfallversorgung weiter aufs Tempo. So verfügen inzwischen mehr als ein Drittel aller Standorte des Ärztlichen Bereitschaftsdiensts in Westfalen-Lippe über eine sogenannte Portalpraxis. In Hamm hat jetzt Nummer 35 eröffnet.

Der allgemeine ärztliche Bereitschaftsdienst der KVWL war bereits Mitte September in den Neubau der St.-Barbara-Klinik eingezogen, vor wenigen Wochen folgte schließlich die Notaufnahme der Klinik. Damit steht den Patientinnen und Patienten ab sofort eine Portalpraxis zur Verfügung. Alle Patientinnen und Patienten werden dort zunächst an einem gemeinsamen „Versorgungs-Tresen“, organisiert von KVWL und Krankenhaus, empfangen. Die fachkundigen Mitarbeitenden entscheiden dann, ob die Behandlung weiter ambulant durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst der KVWL in der Portalpraxis oder im Krankenhaus mit erweiterten Diagnostik-Leistungen stattfindet.
Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL, machte sich bei einem Besuch jetzt selbst ein Bild von den neuen Notfallstrukturen in Hamm: „Die neuen Räumlichkeiten bieten ideale Voraussetzungen für eine enge und gute Zusammenarbeit zwischen Klinik-Personal und Notfalldienst-Team, hier wird sektorenübergreifende Versorgung gelebt! Notfallmedizinische Kompetenz der Klinik und allgemeinmedizinische Erfahrung der Niedergelassenen greifen dabei Hand in Hand – das kommt in erster Linie den Patienten zugute.“

Intersektorale Zusammenarbeit funktioniert

Zugleich zeige die Inbetriebnahme der 35. Portalpraxis die Schlagkraft der ärztlichen Selbstverwaltung: „Wir arbeiten in der Notfallversorgung mittlerweile sehr eng mit den Krankenhäusern in Westfalen-Lippe zusammen. Portalpraxen sind Beispiele für eine gut funktionierende intersektorale Zusammenarbeit mit dem stationären Bereich – und damit wegweisend für die Versorgung der Zukunft. Mit diesen Strukturen erfüllen wir schon heute politische Reformgedanken“, erklärt Dr. Dirk Spelmeyer.

Eine der entscheidenden Schnittstellen in der Notfallversorgung bleibe dabei weiterhin die Patientenservice-Hotline 116117 (siehe INFO). Dr. Dirk Spelmeyer: „Wir müssen die medizinische Versorgung im Akutfall effizienter machen, um die knappen Ressourcen in der ambulanten wie auch stationären Versorgung zu schonen. Dafür müssen wir als Gesellschaft ein gemeinsames Verständnis entwickeln. Die Versorgung ist mit der 116117 sehr gut aufgestellt, die Patientensteuerung funktioniert. Dadurch werden die Bereitschaftsdienst-Praxen und die Notaufnahmen der Krankenhäuser deutlich entlastet. Daher begrüßen wir jedes Gesetz, das mehr Verbindlichkeit für die Patientinnen und Patienten bringt. Dies zu regeln ist jedoch Aufgabe des Gesetzgebers.“ -DM

Auf einen Blick: Adresse und Öffnungszeiten der neuen Portalpraxis in Hamm:

St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen
Am Heessener Wald 1
59073 Hamm

montags, dienstags, donnerstags: 18 bis 22 Uhr
mittwochs und freitags: 13 bis 22 Uhr
samstags, sonntags, feiertags: 8 bis 22 Uhr

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INFO: Patientenservice-Hotline 116117

Die KVWL ist für die Notfallversorgung der Bürgerinnen und Bürger außerhalb der Praxisöffnungszeiten zuständig. Sie organisiert deshalb den ärztlichen Bereitschaftsdienst niedergelassener Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe. Wer außerhalb der regulären Praxis-Öffnungszeiten ein gesundheitliches Problem hat, ist bei den Mitarbeitenden der kostenfreien Patientenservice-Hotline 116117 bestens aufgehoben. Denn am anderen Ende der Telefonleitung sitzt ausschließlich medizinisch geschultes Personal, das die Anrufe entgegennimmt.

Bei der telefonischen Ersteinschätzung werden die Mitarbeitenden der 116117 durch die bundesweit genutzte Software "SmED" ("Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland") unterstützt. Das Programm stellt gezielte, individuelle und strukturierte Fragen zu den jeweiligen Beschwerden der Anruferinnen und Anrufer. Die Software ermittelt eine Empfehlung zur Behandlungsdringlichkeit sowie zum korrekten Behandlungsort – Krankenhaus, Bereitschaftsdienst- oder reguläre Praxis bzw. Videosprechstunde – und unterstützt so bei der Entscheidung, das richtige Versorgungsangebot für den Patienten zu finden. Typische Fälle für den Bereitschaftsdienst sind: Erkältungskrankheiten, grippale Infekte mit Fieber und Schmerzen, Infektionen von Hals, Nase, Ohren, Magen-Darm-Infekte mit Brechdurchfall, akute Bauchschmerzen, Migräne oder Hexenschuss. Zudem informiert die Patientenservice-Hotline 116117 auch über die Möglichkeiten eines Hausbesuchs.

Infos gibt es auch im Internet unter www.116117.de. Dort erhält man mithilfe eines „Patienten-Navi“ nach Beantwortung einiger Fragen die Auskunft, ob ein Notfall vorliegt oder nicht.

Wichtig: Bitte wenden Sie sich in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation umgehend an die Rettungsleitstelle unter der Telefonnummer 112