„Ich habe es nicht gezählt, aber ich vermute, dass ich in meiner gesamten beruflichen Laufbahn fast 6.000 Kindern dabei geholfen habe, das Licht der Welt zu erblicken. Und es ist immer wieder ein einzigartiger und unbeschreiblicher Moment, wenn wir einen neuen Erdenbürger begrüßen dürfen“, resümiert Dr. Hermann Wiebringhaus seine 36-jährige Arbeit als Gynäkologe und Geburtshelfer. „Wenn ich nachts um drei für eine Geburt aus dem Tiefschlaf geweckt werde und mich auf dem Fahrrad auf den Weg in die Klinik mache, habe ich meine Arbeit schon das ein oder andere Mal verwünscht. Aber schon in dem Moment, in dem ich die Klinik betrete, bin ich stets voller Freude auf dieses einzigartige Ereignis und die Müdigkeit ist wie weggeblasen.“
Eigentlich wollte Wiebringhaus Orthopäde und Sportmediziner werden, aber das Schicksal wollte es anders und ließ ihn erste Erfahrungen in der Frauenheilkunde machen. Und damit waren sein Interesse und die Leidenschaft für das Fachgebiet geweckt. Er startete seine Facharztausbildung im Verbandskrankenhaus Schwelm und war anschließend Assistenzarzt in der Frauenklinik St. Antonius in Wuppertal. Stationen als Oberarzt in Haan und Wuppertal folgten, bevor Wiebringhaus 1993 als Chefarzt an die St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen kam.
Neben seiner Leidenschaft für die Geburtshilfe, lag dem Gynäkologen vor allem die Senologie, also die Behandlung von Krebserkrankungen der Brust, am Herzen. Dazu baute er in mehrjähriger Arbeit und in Kooperation mit vielen niedergelassenen und stationären Partnern aus Hamm und Umgebung das Brustzentrum Hamm auf, das 2007 als drittes Brustzentrum in NRW offiziell zertifiziert wurde. Bis heute bringt er sich mit außerordentlichem Engagement für die Entwicklung und Belange des Brustzentrums Hamm ein.
Mit 66 Jahren sieht Wiebringhaus nun die Zeit für den Ruhestand gekommen. „Meine Familie hat mich in all den Jahren ganz wunderbar unterstützt. Nun ist es Zeit, dass ich auch da etwas zurückgebe. Und mein kleines Enkelkind hält mich ganz schön auf Trab“, schmunzelt der langjährige Chefarzt, der sich künftig auch vor allem wieder mehr Zeit für seine sportliche Leidenschaft, für Sprachen und andere vernachlässigte Hobbies nehmen möchte.
Er gibt den Stab nun weiter an Tobias Tan Tjhen. Der 47-Jährige Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe wird ab dem 01. November die Arbeit von Dr. Hermann Wiebringhaus übernehmen. „Ich habe das Glück, dass ich hier auf ein sehr starkes und vielseitiges Team treffe, das Dr. Wiebringhaus aufgebaut hat. Ich hoffe, dass wir gemeinsam den langjährigen guten Ruf der Klinik und des Brustzentrums weiterführen und ausbauen können“, berichtet Tan Tjhen von den Plänen für seine zukünftige Arbeit. Er sehe, dass sich die meisten Patientinnen verstanden und gut aufgehoben fühlten und das sei auch ein wichtiges Ziel für die Zukunft.
Bereits in seiner Zeit am Marienhospital Witten war er am Aufbau des dortigen Brustzentrums beteiligt und weiß worauf es ankommt. Zuletzt war der Gynäkologe Leitender Oberarzt an der Frauenklinik des Dortmunder St. Johannes-Hospital. In Dortmund war er einer der Hauptoperateure im Brustzentrum und hat einen Schwerpunkt für mikroinvasive Gynäkoonko- und Deszensuschirurgie aufgebaut. So ist er bestens für Wiebringhaus’ Nachfolge im Brustzentrum vorbereitet und bringt mit einem von ihm entwickelten Spezialinstrument auch interessante ergänzende Qualifikationen für den Bereich der minimal-invasiven Chirurgie mit.
Das Konzept der familienorientierten Geburtshilfe wird der fünffache Vater ebenfalls weiterführen. „Der Wunsch der Frau steht für mich klar im Vordergrund. Dementsprechend treffe ich hier auch in der Geburtshilfe auf tolle Strukturen und Angebote, zum Beispiel die Hebammenorientierung“, so Tan Tjhen. So soll auch zukünftig ein Fokus darauf liegen, den schwangeren Frauen und jungen Familien beratend und begleitend zur Seite stehen und ihnen so informierte Entscheidungen rund um die Geburt zu ermöglichen.
In Schwäbisch Hall geboren, wuchs Tobias Tan Tjhen in Tübingen auf und studierte nach dem Abitur Medizin in München und Witten/Herdecke. Seine Assistenzzeit verbrachte er am Marienhospital Witten und im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, wo er im Anschluss als Oberarzt tätig war. Nachdem er in Herdecke einige Zeit den Spagat zwischen niedergelassener Tätigkeit und stationärer Versorgung gemacht hat, führten ihn verschiedene Stationen schließlich an das St. Johannes-Hospital in Dortmund, wo er in den vergangenen fünf Jahren als Leitender Oberarzt der dortigen Frauenklinik tätig war. An der Medizin hat ihn stets fasziniert, dass sich so viele Möglichkeiten bieten. „Je nach Schwerpunkt gibt es unglaublich unterschiedliche Wege, die man einschlagen kann.“ Und er sieht die medizinische Behandlung als ein Zusammenspiel aus den handwerklichen Fertigkeiten, die ein Mediziner mitbringt und der Kommunikation mit den Patientinnen: „Wenn ich eine wertvolle Erfahrung in meiner beruflichen Laufbahn gemacht habe, dann ist es, dass Vertrauen in der Gynäkologie und Geburtshilfe eine unglaublich wichtige Rolle spielt“, sagt Tobias Tan Tjhen. „Und da möchte ich natürlich auch zukünftig meine Patientinnen, Mitarbeiter und Kollegen nicht enttäuschen.“