In Sorge, dass die Funktion der Hand durch den Verlust des Daumens dauerhaft stark eingeschränkt bleibt, wendete sich die 51-Jährige an Dr. Andreas Klenner, Chefarzt der Handchirurgie im St. Josef-Krankenhaus Hamm-Bockum-Hövel. Nach eingehender Untersuchung war für den Handchirurgen klar, wie er seiner Patientin helfen konnte. Er befestigte in einer Operation eine speziellen "Schiene", die an einem der Mittelhandknochen befestigt ist. Mit der Spezialschiene ist es möglich, den noch verbliebenen Knochen am Daumenansatz zu strecken und somit den Daumen verlängern – ähnlich wie bei einer Verlängerung der Beine.
„Alle alternativen Verfahren wären für die Patientin sehr unschön gewesen. So ist es beispielsweise üblich, den Zeigefinger an die ehemalige Stelle des Daumens zu setzen oder aber den zweiten Zeh an den Daumenstumpf zu transplantieren. Dadurch treten natürlich an anderer Stelle Beeinträchtigungen auf“, weiß der Handspezialist Klenner. „Dementsprechend ist mit dem jetzt eingesetzten Verfahren in diesem Fall für die Patientin ein gutes Ergebnis mit nur wenigen Beeinträchtigungen in der Zukunft zu erwarten. Letzten Endes muss man aber immer individuell schauen, welche Lösung für den Patienten am besten ist.“
Mit dem Ergebnis ist Heike Kalbitz mehr als zufrieden. „Innerhalb eines Jahres habe ich vier Zentimeter meines Daumens zurückerlangt. Das hätte ich nie erwartet“, freut sie sich. "Ich fange an, den im Kopf schon abgehakten Daumen im Alltag wieder einzusetzen." Den Fortschritt der Therapie kann sie dabei selbst mitbestimmen: Mit einem Inbusschlüssel kann sie die Vorrichtung weiter drehen und den Knochen somit selbst strecken. „Es ist natürlich praktisch, dass ich dafür nicht ständig den Arzt aufsuchen muss“, erklärt Heike Kalbitz die praktischen Vorteile des Verfahrens.
Und auch Chefarzt Klenner ist optimistisch, dass noch ein paar Millimeter dazugewonnen werden können, mit denen sich die Lebensqualität seiner Patientin Stück für Stück weiter verbessert.