Am 01.Dezember ist Welt-AIDS-Tag. 88.000 Menschen leben in Deutschland mit dem HI-Virus. Jährlich kommen etwa 2.400 Menschen dazu – nicht mitgezählt diejenigen Menschen, die nicht wissen, dass sie HIV haben. Sowohl in Deutschland als auch weltweit ist die spezialisierte Versorgung von Menschen mit HIV und AIDS-Patienten noch immer nicht flächendeckend gewährleistet.
„In diesem Jahr stellt die Corona-Pandemie uns weltweit vor große Herausforderungen, was viele andere Probleme grundsätzlich in den Hintergrund gerückt hat“, sagt Martin Enders von der AIDS-Hilfe Hamm e.V.. „Dabei gerät auch leicht aus dem Blick, dass das HI-Virus nach wie vor weltweit viele Millionen Menschen betrifft und bei fehlender Therapie zur tödlich verlaufenden AIDS-Erkrankung führt.“ Aus diesem Grund ist der Welt-AIDS-Tag in diesem Jahr besonders wichtig. Als internationaler Solidaritäts- und Gedenktag für alle HIV-Positiven und an AIDS erkrankten und verstorbenen Menschen rückt er die Thematik wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die diesjährige Kampagne der deutschen Aidshilfe und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat den Titel “Leben mit HIV - anders als du denkst”, und setzt damit einen Schwerpunkt auf den #wissenverdoppeln, um den häufigsten Vorurteilen gegenüber HIV-positiven Menschen zu begegnen. „Viele Menschen denken immer noch, dass HIV nur homosexuelle oder drogenabhängige Menschen betrifft“, schildert Claus-Martin Naechster, der ebenfalls als Aidsfachkraft bei der AIDS-Hilfe Hamm e.V. arbeitet. „Den meisten ist darüber hinaus beispielsweise auch unbekannt, dass HIV unter einer geeigneten Therapie nicht übertragbar ist.“ Gemeinsam mit drei Kolleginnen und Kollegen bietet Naechster (anonyme) Beratung an, begleitet HIV-positive Menschen oder AIDS-Patienten und übernimmt sexualpädagogische Aufklärungsarbeit an Schulen oder für andere Gruppen. Auch Informationen und Beratung zu sexueller Orientierung und zu Antidiskriminierungsarbeit bietet die Aidshilfe Hamm e.V. an.
Die AIDS-Hilfe Hamm e.V. wurde 1985 gegründet und wird mittlerweile von fünf hauptamtlichen MitarbeiterInnen - vier Aidskräften und einer Verwaltungskraft -, aber auch ehrenamtlich tätigen Personen und einem ehrenamtlichen Vorstand gestützt. Um die Betreuung von HIV-positiven Menschen oder AIDS-Patienten bestmöglich zu gewährleisten, ist der enge Austausch mit der Stadt, dem Gesundheitsamt und spezialisierten Ärzten wichtig. Zu diesen Ärzten gehört auch Dr. Markus Unnewehr, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Infektiologie, Schlafmedizin und Allergologie an der St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen.
Seit Mitte des Jahres hat die Klinik unter seiner Leitung eine sogenannte Immunschwäche-Ambulanz (ISA) eingerichtet, die als einzige in der Region von der Kassenärztlichen Vereinigung für die ambulante Versorgung von Menschen mit HIV und AIDS-Patienten zugelassen ist. „Die Zahl der Neuinfektionen ist hierzulande immer noch ein Problem genauso wie die weltweite Versorgung von HIV-Patienten“, greift Unnewehr die Versorgungsproblematik auf. „Anders als beispielsweise das Corona-Virus greift HIV nicht Schleimhäute und Lunge an, sondern die Schaltzellen des Immunsystems. Dadurch wird das Immunsystem „lahmgelegt“ und es entsteht schließlich AIDS. Der Patient stirbt schließlich an Infektionen und Tumoren, gegen die sich der gesunde Körper problemlos schützen könnte.“
Die gute Nachricht: Die allermeisten HIV-Infizierten führen heute dank wirksamer und gut verträglicher Medikamente ein weitgehend normales Leben und das Virus ist bei guter Therapie im Blut so gut wie nicht mehr nachweisbar. Auch die Verträglichkeit der Medikamente hat sich in den letzten Jahren immer weiter verbessert. „Die Behandlung ist zwar mittlerweile erstaunlich erfolgreich, aber im Detail sehr komplex und es braucht dafür spezialisierte Fachärzte“, erklärt der Infektiologe Unnewehr. „Gerade auch, wenn Menschen mit HIV schwer erkranken (AIDS) und mitunter stationäre Hilfe brauchen.“ Da sich AIDS häufig an der Lunge zeige, sei die Kombination aus Pneumologie, Infektiologie und weiteren internistischen Spezialisierungen, die sich an der Klinik bieten, eine optimale Kombination für die umfassende Behandlung von AIDS-Patienten.
Wie die Aidshilfe Hamm e.V. betont auch Unnewehr, dass es besonders vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wichtig ist, Menschen mit HIV nicht aus dem Blick zu verlieren, da HIV-positive Menschen durchaus zu den Risikopatienten für einen schweren Verlauf der Covid-19—Erkrankung gehören. In den vergangenen Monaten haben beide Akteure gute Strukturen aufgebaut, um die medizinische und psychosoziale Behandlung und Begleitung von Menschen mit HIV und AIDS-Patienten in der Region gemeinsam umfassend anbieten zu können.
Welt-AIDS-Tag mit Dr, Markus Unnewehr und weitere Beiträge finden Sie wie immer auf unseren Social-Media-Kanälen oder auf der Seite der Aidshilfe Hamm – also nichts verpassen und uns folgen!