Spinalkanalstenose in der Lendwirbelsäule
Eine weitere Ursache für den spezifischen Kreuzschmerz ist die sogenannte Spinalkanalstenose, was wörtlich übersetzt „Enge des Wirbelsäulenkanals“ bedeutet. Hierbei kommt es aus verschiedenen Gründen zu einer Einengung. Typische Beschwerden sind oft Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen. Manchmal können die Beschwerden über Monate hinweg zunehmen. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Patienten über plötzlich beginnende Schmerzen klagen. Zusätzlich kann die sogenannte „Claudicatio Spinalis“ auftreten. Hierbei berichten Patienten über ein zunehmendes Schweregefühl, Kribbeln und Schmerzen in den Beinen durch Stehen und Gehen. Oft kommt es durch eine Beugung beim Bücken oder Hinsetzen zu einer Besserung. Klassischerweise stellt das Fahrradfahren kein Problem für die Patienten dar, was ein wichtiger Unterschied der Symptome zur „Claudicatio Intermittens“ ist. Dies ist ein ganz ähnliches Beschwerdebild, welches allerdings durch Engpässe in den Beingefäßen verursacht wird und immer als mögliche alternative Diagnose bedacht werden sollte.
Der wichtigste Faktor für das Auftreten einer Spinalkanalstenose ist der anlagebedingte Spinalkanal. Wenn man die direkten umliegenden Strukturen des Wirbelsäulenkanals betrachtet, kommt jede für eine mögliche Ursache der Spinalkanalstenose in Frage. Meist sind mehrere gemeinsam in Kombination für eine Enge verantwortlich.
Durch den natürlichen Verschleiß der Wirbelsäule kommt es – auch ohne Bandscheibenvorfall – zu einer Höhenminderung der Bandscheibenfächer, weil die Flüssigkeitsspeicherkapazität des gelartigen Kerns im Alter abnimmt. Diese Höhenminderung führt zu veränderten biomechanischen Eigenschaften des Bewegungssegmentes. Dies hat zur Folge, dass z.B. die feinen Facettengelenke (5) verschleißen und dadurch verdicken. Diese Verdickung führt oft zu einer Einengung. Auch das hintere Längsband kann im Alter verknöchern und verdicken, was den Spinakanal ebenfalls einengt. Durch den Höhenverlust des Bandscheibenverschleißes wird auch das vormals gespannte Ligamentum Flavum am Hinterrand des Spinalkanals gestaucht. Es verdickt sich durch die Überbelastung der Segmente und führt zu einer Spinalkanalstenose. Auch kommen Bandscheibenvorwölbungen (1) bei schon verengtem Spinalkanal als Faktor in Frage, sowie knöcherne Randanbauten der Wirbelhinterkanten durch Verschleiß (2).
Wir führen bei Spinalkanalstenosen entlastende Operationen, sogenannte Dekompressionen, durch. Hierbei werden Teile der einengenden Strukturen entfernt. Dabei ist es uns wichtig, so wenig Gewebe wie möglich, aber so viel wie zur ausreichenden Entlastung nötig zu entfernen, um die Stabilität der Wirbelsäule nicht zu gefährden. Welche Strukturen man operativ (teil-)entfernt, hängt vom individuellen Fall ab. Meist handelt es sich aber um eine oder mehrere der im Schaubild gezeigten. Als letztes Mittel In besonders ausgeprägten Fällen, bei denen viel oder für die Stabilität wichtiges Gewebe entfernt werden muss, führen wir zusätzlich zur Dekompression auch eine Stabilisierung der Wirbel über ein Schruaben-Stab-System durch. Dies führt zur Stilllegung des Bewegungssegmentes und ermöglicht damit auch umfangreiche Dekompressionen, die ohne Stabilisierung eine massive Instabilität nach sich ziehen könnten.