Was ist eine Steißbeinfistel (Pilonidalsinus) und wie entsteht sie?
Als Steißbeinfistel bezeichnet man kleine Gänge, die in unterschiedlicher Anzahl im Bereich der Gesäßfalte oberhalb des Steißbeins (siehe Abbildung) auftreten. Ihre Entstehung ist bislang nicht eindeutig geklärt. Als Ursachen vermutet werden Haarwurzelentzündungen oder Haarspitzen, die sich durch die Haut bohren. Es kommt zu einer Entzündung unter der Haut, die sich dann weiter ausbreitet und zu einer chronischen Infektion in dieser Region führen kann.
Die Erkrankung tritt vermehrt bei Männern auf und vorwiegend zwischen der Pubertät und dem Alter von 40 Jahren. Sie findet sich auch häufiger bei Patienten mit dichter Körperbehaarung und bei Adipositas (Übergewicht).
Welche Symptome verursacht eine Steißbeinfistel? Welcher Verlauf ist zu erwarten?
Es gibt verschiedene Verlaufsformen dieser Erkrankung. Steißbeinfisteln können in der Ausprägung variieren von einer kleinen, manchmal nässenden Hauteinziehung (Sinus) bis zu einer großen, schmerzhaften entzündlichen Schwellung (Abszess). Häufig tritt aus dem betroffenen Bereich Wundflüssigkeit aus. Sie kann klar, trübe oder blutig sein. Manchmal tritt eitriges, übelriechendes Sekret aus. Fast alle Patienten haben mindestens eine Episode eines akuten Abszesses im Verlauf ihrer Erkrankung. Das betroffene Gebiet ist dann schmerzhaft geschwollen, gerötet und kann Eiter absondern. Größere Abszesse können auch allgemeine Symptome wie Fieber, Unwohlsein und Übelkeit auslösen.
Nachdem sich der Abszess entweder spontan von selbst oder nach Eröffnung zurückgebildet hat, verbleiben bei den meisten Patienten hinterher kleine Gänge (Fisteln oder „Pits“). Diese mit Haut ausgekleideten Gänge heilen in aller Regel nicht von alleine aus, sondern bleiben offen und sondern Sekret ab. Im weiteren Verlauf entsteht infolge wiederkehrender Entzündungen dann unter der Haut nach und nach eine Höhle, die durch diese kleinen Fisteln zur Hautoberfläche verbunden sind. Die chronische Verlaufsform der Erkrankung macht sich typischerweise durch immer wiederkehrende Schwellungen, Schmerzen und Absonderungen bemerkbar. Hierdurch kann sich die Entzündungimmer weiter ausbreiten. Daher ist in diesem Fall im Allgemeinen eine Operation erforderlich.
Wie wird die Steißbeinfistel behandelt?
Die Behandlung hängt vom Erkrankungstyp ab. Besteht ein Abszess, wird dieser zunächst durch einen kleinen Schnitt entlastet. Nach Abklingen der akuten Entzündung (was im Allgemeinen 1-2 Wochen dauert) kann dann die Steißbeinfistel gezielt behandelt werden. Folgende Behandlungsmöglichkeiten sind möglich:
Radikales Ausschneiden und offene Wundheilung
(Diese weitverbreitete Behandlungsform wird in unserem Hause nicht mehr angewandt.)
Hierbei wird der gesamte entzündliche Bereich über dem Steißbein rund ausgeschnitten und die Wunde offen gelassen, damit sie vom Wundgrund herauf abheilen kann. Dieses Behandlungsverfahren ist einfach in der Durchführung, hat aber Nachteile:
Die großen offenen Wunden erfordern in aller Regel eine langwierige Wundpflege, die sich Wochen und Monate hinziehen kann. In dieser Zeit sind die Patienten beruflich und privat oftmals erheblich eingeschränkt. Außerdem hat diese Behandlungsform hohe Rückfallraten und Wundprobleme bei bis zu 40% der Patienten. Aufgrund dieser Probleme wurden immer wieder alternative operative Vorgehensweisen gesucht. Seit einigen Jahren wird ein neueres und abgestuftes Therapiekonzept nach Bascom favorisiert.
Sparsame Fistelexzision („Pit-Picking“- Methode nach Bascom)
Der Amerikaner John Bascom praktiziert die von ihm entwickelte Methode der sparsamen Fistelexcision („Fistelausschneidung“) beim Steißbeinfistelleiden schon seit über 30 Jahren. Die sparsame Ausschneidung der Fisteln bedeutet im Vergleich zur oben erwähnten „radikalen Excision“ ein erheblich geringeres operatives Trauma. Alle bisher durchgeführten Studien zeigen, dass sich mit dieser wenig belastenden Behandlungsform bereits eine erfolgreiche Ausheilung der Erkrankung bei 75-85% der Patienten erreichen lässt.
Bei dieser Methode werden alle Fistelgänge („Pits“) nur ganz knapp herausgeschnitten (Wundgröße: max. 5mm). Zur Entlastung der entzündlichen Höhle wird an anderer Stelle ein weiterer Schnitt gesetzt (Wundgröße: max. 10mm).
Der Eingriff dauert 5-10 Minuten und kann bei geringer Schmerzhaftigkeit oft in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Bei gutem Verlauf verklebt die Wundhöhle und die Wunden heilen innerhalb von zwei Wochen aus. Eine spezielle Wundpflege ist in dieser Zeit nicht erforderlich. Wesentliche
berufliche oder private Einschränkungen bestehen nach dem Eingriff ebenfalls nicht. Sollten die Entzündungszeichen nicht vollständig abklingen, kann diese Methode bis zur dreimal nacheinander angewandt werden.
Kontakt & Termin vereinbaren
Sie haben Fragen speziell zu Ihrer Erkrankung? Unsere Spezialisten stehen Ihnen gern zur Verfügung. Vereinbaren Sie am besten gleich hier einen Termin mit unserem Fachärzteteam.
Das gesamte Leistungsspektrum unserer Allgemein- und Visceralmedizin finden Sie hier.