Der Weg zur Operation
Menschen, die sich für eine operative Behandlung der Adipositas interessieren, haben in der Regel eine Vielzahl von mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen hinter sich, mit Diäten das Gewicht zu bekämpfen. Andernfalls würde man sich nicht für eine Operation, die ja auch bestimmte Risiken birgt, entscheiden. Dennoch ist es keinesfalls so, dass eine solche Operation nach dem Wunsch des Patienten auch mehr oder weniger rasch durchgeführt werden könnte, sondern dies erfordert eine mindestens sechsmonatige Vorbereitungszeit.
In dieser Zeit muss nochmals unter ärztlicher und ernährungsberatender Betreuung sowie unter dokumentierter Steigerung der körperlichen Aktivität ein Versuch der Gewichtsreduktion unternommen werden. Nach den Leitlinien der Fachgesellschaften und denen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen sollen die die konservativen Bemühungen weiter fortgesetzt werden, wenn es dem Patienten gelingt, sein Gewicht innerhalb von 6 Monaten um mehr als 10% zu reduzieren. Schafft er das, nimmt danach aber wieder zu, dann gilt der Abnahmeversuch ebenfalls als gescheitert und die Operation gilt unter diesem Gesichtspunkt als erforderlich.
Gleichzeitig sollten aber die Vorbereitungsmaßnahmen zu einer Antragstellung auf Kostenübernahme der Operation durch die Krankenkasse getroffen werden. Die Mindestzeit sind sechs Monate, viele Patienten benötigen aber auch bis zu einem Jahr. Ohne diese Kostenübernahme ist eine Operation der Adipositas möglich, aber nur wenn der Patient die Kosten selbst tragen will.
Die Sorge um die Schwierigkeiten einer solchen Vorbereitungszeit sollte sich aber in Grenzen halten, denn wir können Ihnen zusammen mit unseren Partnern durch diesen Vorbereitungsprozess helfen.
Was ist nun im Einzelnen zu tun?
1. Als erster Schritt ist ein Besuch eines Einführungvortrags erforderlich. Dort erfahren Sie Wesentliches über das gesamte Thema der operativen Behandlung der Adipositas. Wenn Sie dann meinen, dass dies für Sie der richtige Weg ist, vereinbaren Sie einen Termin in unserer Sprechstunde. Es ist wichtig, dass wir einander am Anfang der Vorbereitungszeit kennenlernen; denn wir müssen Ihnen nachher bescheinigen, dass Sie mindestens sechs Monate nach dem sogenannten multimodalen Konzept behandelt worden sind. Wenn Sie dann tatsächlich die Operation anstreben, sollten Sie während der gesamten Vorbereitungszeit
2. Ernährungsprotokolle führen. Dabei müssen Sie sich selbst gegenüber ehrlich sein und jede Kleinigkeit aufschreiben. Man kann auch Programme für Smartphones benutzen, die den Vorteil haben, dass sie sofort die Kalorien ausrechnen und addieren. Wiegen Sie sich während dieser Zeit wöchentlich.
3. Genauso wichtig wie die Ernährungsprotokolle sind die Bewegungsprotokolle. Sie müssen darstellen, dass Sie ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität leisten. Hilfreich ist ein Schrittzähler, den man auf dem Smartphone installieren kann. Wenn Sie Fahrrad fahren, sorgen Sie dafür, dass ein Kilometerzähler die Distanzen ermittelt. Das dient dazu, die Alltagsaktivitäten für den medizinischen Dienst der Krankenkassen zu dokumentieren. Andere Möglichkeiten der körperlichen Aktivität können Sie am besten in der Selbsthilfegruppe (Hyperlink) kennenlernen. Viele Selbsthilfegruppen haben Aktivitäten organisiert, denen Sie sich anschließen können. Hilfreich ist vor allem Wassergymnastik, weil der schwere Körper dabei keine so große Rolle spielt. Der Hausarzt kann Reha-Sport verordnen. Ganz wichtig ist, alles zu dokumentieren.Sie müssen monatlich einmal an einem Treffen einer
4. Selbsthilfegruppe teilnehmen. Dort lernen Sie andere Menschen kennen, die das gleiche Problem haben wie Sie. Teilweise sind sie schon operiert, teilweise sind sie in der Vorbereitungsphase. Manche besuchen die Selbsthilfegruppe und versuchen dabei, mit Hilfe von Diäten abzunehmen. Wichtig ist, dass Sie die Selbsthilfegruppe sehr ernst nehmen. Sie ist eine große Hilfe und sollte auch nach der Operation besucht werden – so etwa, wie auch die „anonymen Alkoholiker“ sich regelmäßig treffen, um sich gegenseitig in Ihrer Haltung zu bestärken und zu kontrollieren. Wir betrachten Ihre Adipositas als Krankheit, die sehr schwierig zu therapieren ist und die man durch die Operation unter Kontrolle bringen kann. Unter der Oberfläche ist die Veranlagung aber weiter vorhanden. Machen Sie nicht selbst den Fehler, die Adipositas-Operation als eine Kleinigkeit abzutun, nach der alles für immer erledigt ist.
5. Sie müssen sich eine Ernährungsberaterin suchen (wie vermitteln Ihnen Adressen und Telefonnummern) und müssen – zum größten Teil durch die Krankenkasse bezahlt – eine Ernährungsberatung durchlaufen. Das ist ein strukturiertes Programm. Auch das muss bescheinigt werden. Bei den weiteren Maßnahmen, psychologischer Begutachtung, Magenspiegelung, Drüsenuntersuchung und ggf. Untersuchung auf Schlafapnoe werden Sie von uns und unseren Partnern betreut und unterstützt.
Es ist wichtig, dass Sie diese vorbereitenden Maßnahmen ernst nehmen. Ein Antrag mit einem einwöchigen Ernährungsprotokoll, 5 Besuchen einer Selbsthilfegruppe und über 3 Monate dokumentiertem Reha-Sport sind nicht erfolgsversprechend. Ob der Antrag erfolgreich sein wird oder nicht hängt in erster Linie davon ab, wie ernst Sie selbst diese Vorbereitungen nehmen. Lassen Sie sich aber nicht abschrecken, im Adipositaszentrum bekommen Sie Hilfe!
Eine Übersicht über Sport- und Ernährungskurse finden Sie hier.