Bei allen Adipositasoperationen ist insbesondere im ersten Jahr nach der OP die Nahrungsaufnahme so gering, dass es zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen kommen kann. Darüber hinaus wird beim Magenbypass ein Teilstück des Darmes umgangen, in dem sonst wesentliche Nahrungsbestandteile in das Blut aufgenommen werden.
Viele Patienten denken, eine zusätzliche Gabe von Vitaminen und Spurenelementen sei im Rahmen der Adipositaschirurgie nicht notwendig. Gern wird dieses Thema vernachlässigt mit nicht ganz unproblematischen Folgen. Vitamine können im menschlichen Körper unterschiedlich lang gespeichert werden - einige nur wenige Tage. Schwerwiegende Mangelerscheinungen, die sogar bedrohlich sein können, sind die Folge. Daher ist die sorgfältige Einhaltung der Pläne zur Nahrungsergänzung und ihre Überwachung unbedingt ratsam.
Bringen sie daher stets einen aktuellen Medikamentenplan mit Angabe der genauen Dosis (auch der Vitamine, Calcium, Eisen etc.) oder aber die Schachteln zu ihrem Termin mit. Auch der Hinweis ihres Hausarztes, alle Blutwerte seien in Ordnung, bezieht sich in der Regel auf Routine-Blutwerte. Vielfach enthalten diese nicht die speziellen Vitaminwerte, da diese nur in Speziallaboratorien untersucht werden können.
Dennoch handeln sie bitte nicht aufgrund irgendwelcher Symptome eigenmächtig, sondern wenden sich vertrauensvoll an uns.
Die wichtigsten Fakten haben wir daher für sie hier zusammengefasst.
Magenbypass
Aufgrund des recht kleinen Restmagens, aber auch durch die Ausschaltung bestimmter Dünndarmabschnitte sind Mangelerscheinungen vorprogrammiert. Um dem vorzubeugen sind folgende Maßnahmen unerlässlich:
Vitamine
Da es eine Vielzahl an Vitaminen gibt, ist man dazu übergegangen, diese in quasi einer Tablette (Multivitamin) kompakt anzubieten. Sie sollten ein solches Multivitaminpräparat mit 200% des empfohlenen Tagesbedarfes (RDA) (in der Regel 1-2 Tabletten) täglich zu sich nehmen – die fettlöslichen, sogenannten EDeKA-Vitamine (Vit. E,, D, K, A) reichen in 100% der empfohlenen Tagesdosis aus . Auch dieser Umstand wurde bei den meisten Präparaten bereits berücksichtigt. Die Mengenangaben sind außerdem immer auf den Verpackungen angegeben. Um sicher zu gehen, sollten sie die Präparate zur Sprechstunde mitbringen, damit wir die Dosierung zu ihrer Sicherheit überprüfen können. Mangelerscheinungen und deren Symptome werden unten tabellarisch aufgeführt. Häufig werden den Vitaminpräparaten bereits Spurenelemente/Mineralien beigesetzt. Diese sind jedoch meistens nicht ausreichend. Dies gilt insbesondere für Eisen und Calcium:
Calcium/Vit D
Der gesunde Erwachsene braucht bereits 800 mg Calcium am Tag. Diese werden im Zwölffingerdarm ins Blut aufgenommen. Dieser Darmabschnitt ist beim Magenbypass jedoch aus der „Nahrungs-und Verdauungskette“ ausgeschaltet. Deshalb benötigen sie 1500 -2000 mg Calcium pro Tag (optimal in Kombination mit Vit D3 (600-800 IE bzw. 15 – 20 ug) verteilt auf 3-4 Einzelgaben, da der Körper nicht mehr als 600 mg / Gabe aufnehmen kann. Calcium sollte 2 Stunden versetzt zu ihren Hauptmahlzeiten eingenommen werden (Calcium hemmt außerdem die Eisenaufnahme ins Blut) Calcium ist in unterschiedlichen Darreichungsformen verfügbar, u.a. auch als Kautablette. Es ist jedoch unbedingt auf die jeweilige Dosis zu achten, die sehr variieren kann. Bestimmte Mineralwässer enthalten in einem Liter 600 mg Calcium. Auch dies kann sehr hilfreich sein.
Vitamin D ist der wichtigste Partner des Calciumstoffwechsels und wird daher häufig als Kombinationspräparat mit Calcium angeboten. Sie benötigen 600-800 IE Vitamin D – das entspricht 15 – 20 ug (200 IE = 5 ug).
Insbesondere droht durch Ca-Mangel eine Knochenentkalkung, die hormonell bedingt ohnehin bei nahezu bei allen Frauen zu erwarten ist. Entkalkte Knochen = hohes Knochenbruchrisiko. Auch Muskelschmerzen sind typische Beschwerden.
Vitamin B12
Dieses Vitamin spielt eine besondere Rolle, da es vom Menschen üblicherweise im unteren Dünndarm ins Blut aufgenommen wird. Hierzu benötigt man jedoch zusätzlich einen Botenstoff, der im Magen produziert wird. Der Magenbypass lässt ihnen jedoch nur einen winzigen Restmagen, so dass dieser Botenstoff nur in vollkommen unzureichender Form zur Verfügung steht. Zudem wird Vitamin B12 ohnehin nur sehr schlecht aus dem Darm aufgenommen. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmepräparate, die über eine ausreichend hohe Menge an Vit. B12 verfügen, um sicher einen Mangel zu vermeiden. Gern beraten wir sie hierzu umfänglich. Die meisten Patienten lassen sich regelmäßig Vit B12 spritzen (je nach Wert 1000 – 3000 ug/ 6-12 Monate). Glücklicherweise hat dieses Vitamin eine sehr lange Speicherzeit bzw. Reserve im menschlichen Körper von bis zu mehreren Jahren. Dies variiert jedoch von Patient zu Patient erheblich. Eine entsprechende Kontrolle durch eine Blutentnahme muss daher regelmäßig durchgeführt werden, um die Notwendigkeit und Dosis der Vit-B12-Gabe zu ermitteln. (Die Kosten trägt der Patient –diese sind jedoch mit 4 – 6 €/Jahr sehr preisgünstig)
Vit-B12-Mangel macht Hautblässe, Müdigkeit und Schwäche, Gedächtnisstörungen und Depressionen.
Eisen
Eisen dient als Grundsubstanz für unser Blut und ist die Voraussetzung für genügend rote Blutkörperchen, den Sauerstoffträgern. Zu wenig Eisen bedingt also eine Blutarmut, verbunden mit Müdigkeit und Infektanfälligkeit. Frauen sind aufgrund der Monatsblutungen hier besonders gefährdet und kennen diese Symptome, wenn diese Blutungen sehr ausgeprägt sind.
Gewöhnlich benötigen sie etwa 50-60 mg Eisen alle 2 Tage (falls nicht bereits in ausreichender Menge im Multivitaminpräparat enthalten) Eine höhere Dosierung oder eine mehrfache Gabe am Tag ist nicht sinnvoll, da der Körper nicht mehr Eisen aufnehmen kann. Das liegt an einem Hemmstoff (dem Hepcidin), der parallel zur Eisenaufnahme im Blut ansteigt und die jegliche weitere Eisenaufnahme für 24 Stunden blockiert. Daher muss man immer einen Tag Pause für die Eisengabe einlegen. Eisen sollten sie etwa 1 Stunde vor dem Frühstück einnehmen; die gleichzeitige Vit. C-Gabe bzw. Obst oder Gemüse fördern die Eisenaufnahme. Neben Eisentabletten sind auch Tropfen oder Säfte verfügbar.
Eiweiß
Unsere Muskeln sind unbedingt auf eine ausreichende Eiweißmenge angewiesen: Um die Muskelmasse aufrecht zu halten, sollte der gesunde Erwachsene mindestens 60 g Eiweiß am Tag mit der Nahrung aufnehmen (dies entspricht 250g Putensteak oder 500g Quark) Allein diese Mengen sind für einen Magenbypass-Patienten utopisch. Auch Eier, Milchprodukte oder Käse sind anfangs unmöglich in ausreichender Form möglich; abgesehen davon enthalten sie vergleichsweise relativ wenig Eiweiß.
Um einen Muskelschwund, aber auch Haarausfall vorzubeugen ist es insbesondere im ersten halben Jahr nach der Operation notwendig zusätzlich Eiweiß zuzuführen. Hierzu stehen zahlreiche Produkte am Markt zur Verfügung:
Achten sie auf einen Eiweißgehalt von mindestens 80 %, sowie möglichst wenig Zucker. Auch hier sind wir gerne bereit die von Ihnen mitgebrachten Produkte und deren Dosierung zur prüfen.
Insgesamt sollten sie (also Eiweiß aus ihren Mahlzeiten sowie dem jeweiligen Eiweißpulver/Shake o.ä.) täglich 60-90 g Eiweiß zu sich nehmen. Daher sollten sie ihre Ernährung protokollieren und den jeweiligen Eiweißgehalt errechnen, um die notwendige Eiweißergänzung abschätzen zu können. Das ist zwar anfangs recht lästig, mit zunehmender Routine aber leicht und zuverlässig zu ermitteln.
Wenn sie diese Ratschläge befolgen, sollten sie vor Mangelerscheinungen und deren Folgen zuverlässig geschützt sein.
Schlauchmagen
Hier gilt das Vorgesagte in abgeschwächter Form.
Die genauen Empfehlungen entnehmen sie bitte der Übersicht.