Ursachen der Adipositas

Man geht bei der Erforschung früherer, lang zurückliegender Erdzeitalter davon aus, dass der Mensch in seiner heutigen Erscheinungsform seit ca. 40.000 Jahren existiert. In dieser Zeit hat sich der Organismus des Menschen vermutlich nur sehr wenig verändert. Aufgrund der überlegenen Leistungsfähigkeit seines Gehirns hat der Mensch jedoch seine Umgebung nachhaltig gestaltet. Bemerkenswerterweise ist an einer Schnittstelle zwischen Natur und menschlicher Einwirkung, nämlich der Produktion von Nahrungsmitteln, erst in den letzten 50 Jahren eine einschneidende Wende aufgetreten, die darin besteht, dass der Mensch die Produktion von Nahrungsmitteln soweit beherrscht, dass in den entwickelten Ländern kein Hunger mehr herrscht. Parallel dazu hat sich eine umfangreiche Luxusindustrie von Nahrungsmitteln, die der menschliche Organismus eigentlich nicht braucht, entwickelt. Auf diese Art und Weise sind Besonderheiten wie Süßigkeiten, ungewöhnliche Portionsgrößen, kalorienreiche Getränke und Ähnliches zu Selbstverständlichkeiten geworden, die die Kalorienbilanz des Menschen nachhaltig verändern. In der Summe wird in allen entwickelten Ländern zu viel Nahrung aufgenommen. Die Konsequenz ist der Aufbau von Fettgewebe als Speicherform der zu viel zugeführten Nahrung.

Wenn man sich aber vergegenwärtigt, dass der menschliche Organismus in seiner Entwicklung daran angepasst ist – und diese Eigenschaften im letzten Jahrhundert nicht etwa verloren hat – mit einer Laufstrecke von 15 – 20 km pro Tag die notwendige Nahrung zu finden, so wird augenblicklich klar, dass das Gegengewicht zur erhöhten Energiezufuhr, die adäquate körperliche Bewegung, fehlt.

Ganz im Gegenteil umgeben wir uns mit zunehmend mehr Daseinserleichterungen, die körperliche Arbeit und Bewegung überflüssig machen und alltäglichen Kalorienverbrauch wie Treppensteigen, Besorgungen ohne Auto, anstrengende Arbeiten im Beruf oder im Haushalt überflüssig machen.

Die logische Konsequenz dieser Verhältnisse wäre natürlich, dass alle Menschen dick würden. Die Alltagsbeobachtung lehrt uns Anderes:

Nur ein kleiner, wenn auch immer größer werdender Anteil der Bevölkerung, kann mit der Ernährungssituation nicht  so umgehen, dass Adipositas vermieden wird. Hunger, Appetit, Esslust und ähnliche Gefühle sind im Körper so komplex reguliert, dass wir keine Vorstellung davon haben, welche Empfindungen und Entscheidungen bei normalgewichtigen Menschen anders verlaufen als bei adipösen. Es gibt aber selbstverständlich auch andere Beispiele für Verhaltensweisen, die bei einigen Menschen suchtartigen Charakter annehmen und andere völlig unbeeindruckt lassen, wie z.B. der Alkoholkonsum oder der Tabakkonsum. Man wird der Situation am ehesten gerecht, wenn wir das Essverhalten des adipösen Menschen als ein ähnliches Suchtproblem wie den Alkoholismus oder das Zigarettenrauchen ansehen. Schwieriger allerdings ist die Überwindung der Sucht beim Adipösen, weil im Gegensatz zu den beiden anderen Problemen das Suchtmittel nicht vollständig vermieden werden kann, sondern lebenswichtig ist.

Diese Sicht auf das Problem der Adipositas ermöglicht es uns aber, adäquate Therapieformen vorzuschlagen. Die krankhafte Adipositas ist kein Ausrutscher des Essverhaltens, der mit Hilfe einer 3-monatigen Diät korrigiert werden könnten. Alle Therapien müssen von vornherein das Konzept lebenslanger Dauer beinhalten. Dies wiederum ist bei einer reinen Umstellung der Lebensweise nicht einfach umzusetzen.

Bei der Adipositasoperation wird der Magen so drastisch verkleinert, dass das Hungergefühl weitgehend verschwindet. Darüber hinaus passt einfach nur eine minimale Menge Nahrung in den Magen hinein. Überschreitet man diese, resultiert ein unangenehmes Druckgefühl oder die Nahrung wird erbrochen. Neben dieser Essbremse ändert sich bei vielen Patienten aber auch der Appetit. Das Interesse am Essen ist geringer und oftmals haben die Patienten viel weniger Interesse an Süßem oder Fettem. Somit wirkt die Adipositasoperation wie eine operativ herbeigeführte Anpassung des Essverhaltens an die Ernährungsbedürfnisse des Körpers.

 

BIN ICH ÜBERHAUPT ADIPÖS?

Körpergewicht und Figur werden in verschiedenen Zeiten, Kulturen und von verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich empfunden. Eine Einteilung in verschiedene Gewichtsgruppen und damit verbundene Bezeichnungen wie „schlank, füllig, dick“ sind deshalb immer etwas willkürlich. Durchgesetzt hat sich jedoch eine Berechnung, die das Körpergewicht in Relation zur Größe setzt. Dies ist der sogenannte BMI (Body Mass Index). Um den BMI zu errechnen, muss man seine Größe in Metern mit sich selbst multiplizieren und das Gewicht durch den erhaltenen Wert dividieren.

Beispiel:
Größe: 1,70 m, Gewicht 150 kg
1,70 m x 1,70 m = 2,89
150 kg : 2,89 = 51,9
BMI: 51,9


Die dann erhaltenen Werte entsprechen Gewichtsgruppen nach der nachfolgenden Einteilung:

BMI Klassifizierung

<20

Untergewicht

20-25

Normalgewicht

26-30

Übergewicht

31-35

Adipositas Grad 1

36-40

Adipositas Grad 2

>40  

Adipositas Grad 3